08.09.2023

Gefragt ist echte Nachhaltigkeit, kein Greenwashing!

Nachhaltigkeit im Tiefbau - Interview mit Jörg Brunecker

3R-Chefredakteur im Gespräch zum Thema Nachhaltigkeit im Tiefbau mit Dipl.-Ing. Jörg Brunecker, Geschäftsführer der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung. Seiner Meinung nach steigert tatsächliche Nachhaltigkeit ohne Greenwashing die ökonomische Effizienz und auch die Mitarbeitermotivation.

Jörg Brunecker

3R: Herr Brunecker, Nachhaltigkeit ist heutzutage ein oft und überall benutzter Begriff. Welche Bedeutung hat dieses Thema in Ihrem Geschäftsumfeld, dem Tiefbau?

Jörg Brunecker: Naturgemäß ist der Tiefbau eine energie- und ressourcenintensive Branche und wir nehmen in unserem unmittelbaren Geschäftsumfeld sehr eindeutig wahr, dass gleichwegs mit dem zunehmenden öffentlichen Interesse an der Nachhaltigkeit auch die gesamte Tiefbaubranche sehr stark mit dem Thema beschäftigt ist. Das Thema ist demnach omnipräsent und auch in unserem Tagesgeschäft nicht mehr wegzudenken. 

Viele bedeutende Projekte, die vor 20 Jahren undenkbar gewesen waren, sind bereits von unseren Bauherren realisiert worden. Sei es die mit über 5 Mrd. Euro aufwändige Renaturierung der Emscher, an dem wir als kleines Rädchen im Getriebe gern mitgewirkt haben. Oder die unzähligen Präventivbauvorhaben, die dem steigenden Maß an Starkregenereignissen versuchen Herr zu werden, oder aber unser Kernausführungsbereich, die grabenlose Kanalsanierung, der über die letzten Jahre insbesondere aufgrund seiner Effizienz hinsichtlich des Grundwasserschutzes und des notwendigen Anlagenwerterhalts permanent gewachsen ist. 

All dies belegt, dass die Bedeutung der Nachhaltigkeit in unserem Geschäftsfeld sehr präsent ist und das Thema weiter konstant vorangetrieben wird. Denn ja, es gibt sie… Die Weichenstellungen, um im Tiefbau einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Leider sind sie nicht immer leicht zu finden – und schon gar nicht leicht zu bedienen. Vor diesem Hintergrund ist diese bedeutende Aufgabe einer eigenen internen Technikgruppe anvertraut worden und im Konzern sind mehrere Expertenstäbe hiermit beschäftigt. 

Was mich allerdings auch immer wieder verärgert, ist die Inflation an scheinheiligen Informationen zur Nachhaltigkeit. Teils wird das Thema einfach nur werbewirksam vermarktet. Denn viel zu häufig werden m. E. die Nachhaltigkeitsbegriffe für das Firmenmarketing herangezogen, obwohl die technischen Argumente beim genaueren Hinschauen häufig mehr als fragwürdig sind. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass mit diesem Greenwashing langfristig kein Blumentopf zu gewinnen ist.

3R: Was ist Ihre Motivation als Geschäftsführer der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?

Brunecker: Als führendes Unternehmen der grabenlosen Instandsetzung unserer unterirdischen Infrastruktur ist die Nachhaltigkeit fest in unseren Firmenleitlinien und Unternehmenszielen verankert. So besteht also schon ein professioneller Auftrag, der uns seitens der Gesellschafter auferlegt ist, die Nachhaltigkeit fest im Blick zu behalten. Insbesondere werde ich aber auch nicht selten im Rahmen von Einstellungsgesprächen von jungen Führungskräften ausdrücklich bezüglich unserer Nachhaltigkeitsstrategie befragt. Gut, wenn man in diesen Gesprächen mit echten Faktenüberzeugen kann.

Darüber hinaus motiviert mich persönlich als Familienvater die eigene Überzeugung die Nachhaltigkeit, und damit auch den Umweltschutz und Werterhalt unserer Infrastruktur, nicht einfach auf die Schultern unserer Kinder abzuwälzen.

Team der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung

Last but not least – Nachhaltigkeitsaspekte werden bei uns im Haus permanent vermittelt und weiterentwickelt, weil sie nicht nurökologische, sondern auch nennenswerte ökonomische Effekte bewirken. 

3R: Wie sieht die konkrete Umsetzung in Ihrem Unternehmen aus?

Brunecker: Unserer Erkenntnis nach ist die Verringerung oder Effizienzoptimierung des energie- und ressourcenintensiven Geräteeinsatzes ein wesentlicher Erfolgsschlüssel zur Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsziele. Zumal wir für uns hausintern ermittelt haben, dass durch die höhere Energieeffizienz elektrifizierter Anlagen gegenüber den fossilenergie-betriebenen Generatoren eine Energieeinsparung von ca. 40 % erreicht werden kann. Ferner könnenüber die Nutzung von Ladestrom aus Photovoltaikanlagen weitere 40 % Primärenergie reduziert werden. Darüber hinaus stellt sich, vor dem Hintergrund der heutigen Preisentwicklung auf dem Sektor der fossilen Energieträger, der Break-Even einer Energieeffizienzinvestition deutlich früher als noch vor einigen Jahren ein. Bei einem Jahresverbrauch von weit über 7 Mio. KWh Diesel stellt dies für uns einen hohen ökonomischen Anreiz dar. Fossile Energieträger können also durchaus effizient substituiert werden.

Über diesen Aspekt hinaus befassen wir uns beispielsweise mit der Selektion der Baustoffe und deren Verarbeitungsprozesse. Seitens unserer Gesellschafter werden auf der Baustelle entstandene Baurestmassen so weit wie möglich in CE-gekennzeichnete Baustoffrecyclingprodukte umgewandelt. Ferner stellt die optimale Organisation der Fuhrparklogistik ein enormes Einsparpotential dar.

Final eröffnet die Digitalisierung Effizienzsteigerungen in den operativen Prozessen. Durch Einsatz der richtigen Materialien und Techniken können Optimierungen im Betrieb und längere Nutzungsdauern erzielt werden. Dafür investieren wir massiv in die neuen Technologien sowie in die digitale Transformation der Geschäftsprozesse. 

3R: Wie werden Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen dokumentiert, welche Methoden und Zertifikate spielen hier eine Rolle?

Brunecker: Um den Anforderungen und den sich stetig verändernden Rahmenbedingungen im Bereich der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, haben wir das Thema in unserem integrierten Managementsystem (IMS) eingegliedert. Den Mitarbeitern steht somit ein belastbares Instrumentarium zur Verfügung. Folgende wesentliche Zertifikate sind hierfür maßgebend:

  • ISO 9001 - Qualitätsmanagementsystem
  • ISO 26000 - Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung mit auditierten CSR-Managementsystem
  • ISO 45001 - Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheitsschutz
  • ISO 14001 - Umweltmanagementsysteme
  • EN 16247-1 - Energieaudit

Noch wesentlicher ist jedoch, dass für all diese Zertifikate umfangreiche externe Auditierungen vorgenommen werden, die die Wirkung, Akzeptanz und Effizienz dieser Systeme prüfen und attestieren. Nach meiner Auffassung ist ein Unternehmen, das sich den Grundsätzen dieser Standards stellt und sie im integrierten Managementsystem verankert, sehr gut in Hinblick auf die Anforderungen zur Nachhaltigkeit aufgestellt. 

3R: Eine stringente Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedanken im Unternehmen funktioniert nur, wenn die eigenen Mitarbeiter von dem Thema überzeugt sind. Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?

Brunecker: Tatsächlich bedarf es heutzutage nicht mehr vielÜberzeugungsarbeit, um die Mitarbeitermotivation zu dem Thema zu fördern. Zur dauerhaften Umsetzung derartiger Aufgaben müssen jedoch die internen Managementsysteme eindeutig reguliert sein. Unsere Strategie zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist daher im internen IMS wie folgt hinterlegt:

  1. Eindeutige Festlegung von Zielen und Maßnahmen in allen strategischen Handlungsfeldern
  2. Optimierung der Reporting-Systeme zur Energieflussdatenerhebung, Fokus auf Analyse, Darstellung und Identifikation weiterer Verbesserungspotenziale.
  3. Steigerung der Datenqualität und Optimierung der Datenerhebungszeitpunkte
  4. Schnittstellen des Nachhaltigkeitsprogramms zu anderen Programmen ausbauen und verbessern
  5. Nutzungsmöglichkeiten des Nachhaltigkeitsprogramms für andere Bereiche evaluieren
  6. Vernetzung intern optimieren und somit Know-how verknüpfen

Denn für eine dauerhafte Mitarbeitermotivation bedarf es mehr als nur den Gedanken zur Nachhaltigkeit. Eindeutige Ziele und Regeln sind für die erfolgreiche Umsetzung im Unternehmen zu definieren.

Die Nachhaltigkeitsplanken der Swietelsky-Faber sind in vier strategische Handlungsfelder zusammengefasst, die im Nachhaltigkeitsbericht thematisiert werden. Dort werden auch Ansätze zur Umsetzung des jeweiligen Themenfeldes beschrieben.
Die Nachhaltigkeitsplanken der Swietelsky-Faber sind in vier strategische Handlungsfelder zusammengefasst, die im Nachhaltigkeitsbericht thematisiert werden. Dort werden auch Ansätze zur Umsetzung des jeweiligen Themenfeldes beschrieben.
 

3R: Umweltschutz und Nachhaltigkeit haben ihren Preis und ihren Wert. Wird das Ihrer Ansicht nach heute in den Ausschreibungen schon berücksichtigt?

Brunecker: In Deutschland ist das Vergabekriterium Preis meiner Ansicht nach noch viel zu hoch aufgehängt. Dabei macht es doch wirklich Sinn, dass zur Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebotes auch umweltbezogene Aspekte berücksichtigt werden (§ 127 Abs. 1 GWB) – wir müssen es nur tun. 

Nicht nur im Tiefbau könnte daher relativ einfach mit nachhaltigkeitsbezogenen Vergabeanforderungen Flagge von unseren Bauherren gezeigt werden. Denn angesichts des wachsendenöffentlichen Drucks bezüglich der Einhaltung unserer Klimaschutzziele wäre es eine logische Konsequenz, wenn von der Planung bis zur Ausführung gelebte und auditierte Managementsysteme zum Anforderungskriterium erhoben würden. Es kostet unsere Auftraggeber nichts, fördert aber den ökologischen Fußabdruck und die ökonomischen Effizienzen enorm.

Ähnlich wie in der Weltpolitik, in der die erfolgreiche Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie meiner Auffassung nach nur im internationalen Verbund erreicht werden kann, wird auch im Tiefbau der Erfolg nur über die internationale Kohärenz der Instanzen, vom Betrieb, der Planung, den Materialund Gerätelieferanten, den ausführenden Firmen, bis hin zu den Verbänden und den Medienvertretern gelingen können. Und es bricht uns sicher kein Zacken aus der Krone, wenn wir dabei etwas über unseren Schatten springen und uns von unseren Nachbarländern, wie beispielsweise Holland, etwas lernen bzw. abschauen.

 

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TÜV Süd ISO 45001
TÜV Süd ISO 14001
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