15.01.2006
Der Dynamit-Kanal in Leverkusen ist eine groß dimensionierte Steinzeugleitung des Dynamit- Nobel-Konzerns, die das Kühlwasser des Betriebsstandorts im Leverkusener Südosten quer durch die gesamte Großstadt bis in den Rhein ableitet. Im Sommer 2005 wurden 700 Meter der Leitung durch die Swietelsky-Faber GmbH mit lichthärtenden GFK-Linern des Berolina Liner Systems ausgekleidet. Da die Sanierungsstrecke mitten durch die Leverkusener Stadtkern führt und einige Hauptverkehrsstraßen kreuzt, mußte das Abwasser in einer Wasserhaltung von extremen Dimensionen großräumig umgeleitet werden. Bei diesem Projekt hatte man sich nicht nur mit einem echten Deichgrafen, sondern auch mit Papst Benedikt XVI. und kriminellen „Diesel-Vampiren“ auseinander zu setzen.
Seit einigen Jahren ist der Dynamit-Nobel-Konzern an seinem über 100 Jahre alten Standort Leverkusen dabei, die Kanalisationsanlagen systematisch in Stand zu setzen. Dazu gehören aber nicht nur die Rohre und Schächte auf dem Betriebsgrundstück, sondern auch eine Kühlwasser-Transportleitung, die getrennt von öffentlichen Leverkusener Kanalnetz sechs Kilometer weit und ohne jeden Berührungspunkt mit dem kommunalen Abwassersystem durch die Stadt läuft, um schließlich im Westen, unweit des Landesgartenschau-Areals, in den Rhein zu münden. Das Sanierungskonzept für die durch Risse und teils erhebliche Verwurzelung geschädigte Leitung, das Dynamit-Nobel Bereichsleiter Dipl.-Ing. Edgar Clemens entwickelte, setzt maßgeblich auf eine grabenlose Sanierung durch Schlauchlining. Offene Erneuerungsmaßnahmen sucht das Betreiberunternehmen schon deshalb tunlichst zu vermeiden, weil der private Eingriff in öffentliche Verkehrs- und Grünflächen besonders in der Innenstadt mit erheblichen Neben- und Wiederherstellungskosten verbunden wäre. Nach dem auch in der Vergangenheit bereits einige akut geschädigte Strecken per Schlauchliner saniert wurden, stand 2005 die Schließung von Sanierungslücken im unmittelbaren Stadtkern auf dem Programm. Rund 700 Meter Rohr der Dimension DN 600 sollten in einem sechswöchigen Zeitfenster saniert werden. Unter den fünf Bauabschnitten befand sich eine Einzelhaltung von immerhin 174 Metern Länge. Noch beachtlicher war jedoch der Aufwand, der für die Trockenlegung des Sanierungsbereichs getrieben werden mußte. Da einer punktuellen Wasserhaltung in den jeweiligen Bauabschnitten die Verkehrsverhältnisse in der Leverkusener City entgegenstanden, beschloss man, die gesamte Leitung ab dem Stadtteil Manfort bis kurz vor der Mündung in den Rhein komplett durch eine großräumige, rund 2,3 Kilometer lange Umleitung zu entsorgen.
Eine Pumpeneinheit mit einer Leistung von bis zu 400 Kubikmetern
stündlich drückte das Wasser in eine geschweißte PEHD-Druckleitung DN
400 , die bis zur Leverkusener BayArena im Bereich eines Fahrradwegs
verlegt wurde und ab dem Fußballstadion der Aue des Flusses Dhünn
folgte. Aufwändige Rohrbrücken überquerten im Trassenverlauf
Seitenstraßen, Fuß- und Fahrradwege und Bushaltestellen. Anderenorts
baute man wiederum Brücken
für Fußgänger, Fahrrad- und Rollstuhlfahrer über die provisorische
Leitung hinweg. Da die Leitung am Flußufer natürlich ein ökologisch
sensibles Vorhaben war, mußte man die Genehmigung mehrerer
Institutionen, darunter des Leverkusener Deichgrafen -angesiedelt bei
der unteren Wasserbehörde- sowie des Wupperverbandes einholen. Die
Extremwasserhaltung, deren Montage und Betrieb pro Werktag rund 5000
Euro kostete, funktionierte letztlich auch störungsfrei – mit Ausnahme
eines Vorfalls, der auf das kriminelle Treiben nächtlicher
“Diesel-Vampire” zurückzuführen war. Diese hatten die
Baustellenumzäunung abenso aufgebrochen wie das Tankschloß des
Pumpenmotors und rund 500 Liter Treibstoff abgesaugt. Nachdem die Pumpe
ausgefallen war, kam es zur Überflutung, die sich jedoch wegen der
Trockenwetterlage glücklicherweise in beherrschbarem Rahmen hielt.
Einen anderen Eingriff in die Bauplanung hatte gewissermaßen Papst Benedikt XVI “zu verantworten”.
Wolfram Kopp, Niederlassungsleiter West von Swietelsky-Faber, mußte nämlich
festellen, dass während des katholischen Weltjugendtages in Köln in ganz
Deutschland vorübergehend keine Stahlplatten zur Herstellung
provisorischer Fahrbahnen auf Rasenflächen mehr aufzutreiben waren. Die
Platten wurden alle in Köln und Umgebung benötigt, um den Gläubigen bei
der Papstvisite die nötige Standfestigkeit zu geben.
Solche Probleme konnten den Erfolg des Sanierungsprojektes
„Dynamit-Kanal“ zwar be-, aber nicht verhindern. Haltung für Haltung
wurden die 7 – 9 Millimeter starken Glasfaserliner eingezogen, durch
Luftdruck formschlüssig im Kanal aufgestellt und dann durch exakt
dosierte UV-Licht-Bestrahlung mit Hilfe eines Lampenzuges zum
einsatzfertigen GFK-Liner ausgehärtet. Mit dieser sehr schnellen
Verfahrenstechnik ließen sich auch die längsten Bauabschnitte
innerhalb eines Arbeitstages sanieren – zumindest was die eigentliche
Linerauskleidung anging. Wesentlich zeitintensiver waren die Vorarbeiten
des Schlauchlining: So waren über 350 Stunden Fräsrobotereinsatz,
gefolgt von Hochdruckspülungen nötig, um die Rohre von teilweise ihren
extremen Verwurzelungen zu befreien. Zum Sanierungsvolumen gehörten auch
mehrere undichte Schächte. Diese wurden -rundum systemgerecht-
abgedichtet und
mit GFK-Laminat ausgekleidet. Das Ergebnis: Ein lückenloser, homogener
Materialverbund von Rohren und Schächten auf der Basis hochwertiger und
dauerhaft beständiger Werkstoffe.
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