11.02.2019
Für ein ausführendes Bauunternehmen in der Kanalsanierung ist mit einer Installationskapazität von 12 UV-Anlagen und ca. 150 km Jahresleistung die Sicherstellung einer dauerhaft exzellenten Ausführungsqualität eine Aufgabe, die nur erfolgreich gelöst werden kann, wenn die Liner-Systemtechnik, das eigene technische Knowhow des Personals und die Gerätetechnik bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt sind. Jedoch trennt sich gerade hier die Spreu vom Weizen deutlich, denn die Detailabstimmung zwischen den Linerherstellern und der verfügbaren Gerätetechnik zeigt diverse Lücken auf. Hier gibt es dringenden Abstimmungsbedarf, denn es existieren einige Grauzonen bezüglich der technischen Feinabstimmung der beteiligten Instanzen.
Hintergrund
Schon im Jahre 2015 wurde die Einkaufsstrategie der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung für UV-lichtaushärtende Schlauchliner angepasst. Bis dato bekam in der Regel der Linerhersteller den Auftrag, der im Preisspiegel der Angebots- oder Auftragskalkulation der günstigste Bieter war. Darüber hinaus war es nicht unüblich, dass für die Entscheidung zur Selektion des Linertypen technische Hintergründe aufgrund der in einigen Bereichen stark voneinander abweichenden Einbaucharakteristika maßgebend waren, obwohl die Planung des Bauherrn diese Details gar nicht berücksichtigte. Ferner nahmen Kundenwünsche aufgrund besonderer Erfahrungen mit den Linertypen und selbst komplex gelagerte Präferenzen einzelner Bauleiter oder Kolonnenführer Einfluss auf die Auswahl des Linerherstellers.
Nachdem aber das Gesamtvolumen der von
Swietelsky-Faber eingebauten UV-lichtaushärtenden Schlauchliner ein
gewisses Volumen überschritten hatte, war die Installation eines
neustrukturierten und professionellen Procurementsystems für den Einkauf
der UV-lichtaushärtenden Schlauchliner geboten. Eine hausintern
installierte Technikgruppe erarbeitete hierfür über produkt- und
anwendungsspezifische Benchmarkerhebungen eine ausgefeilte
Bewertungsmatrix mit sorgfältig gewichteten Schlüsselindikatoren und
Nutzwertanalysen der jeweiligen Linerlieferanten. Diese Analyse lieferte
ein Herstellerranking, dessen Ergebnisse zu einer Vorselektion der in
Frage kommenden Linerlieferanten der Swietelsky-Faber führte.
Aber auch vor dem Hintergrund der in der jüngsten Zeit teils heftig diskutierten Qualitätsmängel beim Schlauchlining, welche nicht spurlos an der Swietelsky-Faber vorbeigegangen sind, wurden für das Jahr 2019 im Rahmen der aktuellen Einkaufsprozedur weitere umfassende qualitätssichernde Parameter in die Preisverhandlungen integriert. Denn maßgebend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens ist sicher nicht eine Einkaufsphilosophie, die sich ausschließlich auf den günstigsten Preis beruft. So forderte die Swietelsky-Faber mit äußerstem Nachdruck von allen Bietern einen umfangreichen Einblick in deren produktionsseitigen Herstellungs- und Qualitätsüberwachungsprozess. Dies beinhaltete u.a. die Übergabe von Referenzproben zur Ermittlung und Festschreibung der maßgebenden Charakteristika der verwendeten Materialien.
Ferner wurde die Festschreibung
der verwendeten Harzmatrix sowie der Harz-, Glas- und Folienlieferanten im
Zeitraum der Geltungsdauer vertraglich vereinbart und ein Einblick in die
werkseigenen Produktionskontrolldaten abgefordert. Der Einblick über
Lieferscheine und Lieferkette der verwendetet Materialien wurde somit
vertraglich festgeschrieben. Die Übergabe des aktuellen und durch externe
Institute überprüften Übereinstimmungsnachweises zur jeweils geltenden
DIBt-Zulassung ergänzte den zu gewährenden Einblick in die Produktions- und
Materialdaten. Diese Details waren nur als ein
weiteres Puzzle im Gesamtbild der Einkaufsphase und Selektion des Lieferanten
zu sehen, denn insbesondere die Feinabstimmung der Verfahrens- und
Gerätetechnik stellt weitere Herausforderungen bereit.
Bezüglich der Verfahrenstechnik bestand die Swietelsky-Faber bei allen Herstellern auf die Überprüfung und Aktualisierung der Verfahrenshandbücher. Ein besonderer Fokus wurde hierbei auf die Aushärtetabellen und deren Abminderungsfaktoren aufgrund besonderer Baustellenbedingungen (Grundwasser, Temperaturen) gerichtet. Die Abstände zwischen Laminat und Leuchtkörper wurden in den Daten der Verfahrenshandbücher neu klassifiziert, um endgültig eindeutige Parameter für den Einbau des Liners für jede einzelne Installationseinheit bereitzustellen.
Ferner wurden die Toleranzwerte der max. zulässigen Expansion der Liner für die unterschiedlichen Rohrdimensionen und Rohrgeometrien in allen Wandstärkenbereichen abgefordert. Denn insbesondere diese Angabe und die fachgerechte Kalibrierung der Liner geben Aufschluss auf einen sachgemäßen Umgang während der Installation eines Schlauchliners vor der lichtinitiierten Härtung der Liner.
Leider jedoch sind bislang die Angaben einiger Linerhersteller in dieser Angelegenheit spärlich und dringend überarbeitungswürdig. Im Rahmen dieser Einkaufsphase sind daher auch zwei Hersteller insbesondere aufgrund der vorgenannten Punkte aus der Wertung gefallen, da zu diesen Punkten nur mangelhafte oder wenig aussagekräftige Angaben gemacht wurden.
Auch die Frage der Intensitätsmessung der verwendeten UV-Strahler wurde seitens Swietelsky - Faber neu eruiert. Denn nach Auffassung der Swietelsky-Faber macht es für eine Strahlungsintensitätsmessung einzig und allein Sinn das Gesamtsystem – also „vom LKW bis zum Leuchtkörper“ zu messen. Die pure Messung des Leuchtkörpers auf seine Leistungsaufnahme ist nach Auffassung der Experten bei Swietelsky-Faber nicht zweckdienlich, denn die diversen Möglichkeiten der Leistungsverluste auf dem Weg zwischen UV-Anlage und UV-Leuchtkörper kann diese Messmethode über die Leistungsaufnahme nicht eindeutig bereitstellen.
Darüber hinaus ist nach Auffassung der Swietelsky-Faber für die eigene Qualitätskontrolle eine Fokussierung auf nur eine Materialprüfanstalt sinnvoll, um für alle Installationseinheiten die häufig diskutierten Ergebnisabweichungen unter den MPA’s ausschließen zu können. Alle Material- und Installationsdaten (egal ob Über- oder Unterschreitungen der Sollwerte) gehen in eine interne Datenbank mit ausgiebigen Informationen zur Performance der Liner, Installationseinheiten bis hin zum einzelnen Kolonnenführer. Denn trotz aller qualitätssichernden Maßnahmen arbeiten am Ende vom Tag noch Menschen mit den Systemen und die machen bekanntlich auch Fehler, die mit einem gutem Monitoringsystem besser erkannt und vermieden werden können.
Quartalsweise werden daher abgleichende Erfahrungsanalysen mit der von Swietelsky-Faber vertraglich vereinbarten MPA abgesprochen. Selbstverständlich werden darüber hinaus weiterhin die alljährlichen Swietelsky-Faber internen Kolonnenführerschulungen mit detaillierten Hintergründen zu den Anforderungen an den sachgemäßen Einbau und Probenentnahme der Liner durchgeführt.
Denn all die zuvor genannten Daten und Informationen müssen natürlich mit den Mitarbeitern kommuniziert- und mit jeder einzelnen Installationseinheit der Swietelsky-Faber abgeglichen werden.
Die Swietelsky-Faber Procurementphase für das Jahr 2019 haben die Firmen SAERTEX multiCom GmbH, Insituform Linings LTD und die Impreg GmbH insbesondere aufgrund der Tatsache bestanden, dass die QM-relevanten Fragen im Vergleich zu weiteren Herstellern zufriedenstellend beantwortet worden sind und der lückenlose Einblick in die Produktionsdaten gewährt worden ist.
Mit den Erfahrungen der Vergangenheit wird Swietelsky-Faber mit intensivem Nachdruck Ihr Augenmerk weiterhin bei den Herstellern von UV-lichtaushärtenden Schlauchliner auf die Einhaltung der QM-Parameter bzgl. der intern erarbeiteten Bewertungskriterien der Nutzwertanalyse der Hersteller halten. Darüber hinaus kommt der Feinabstimmung zwischen der Geräte- und Materialtechnik für das UV-lichtaushärtende Schlauchlining eine starke Bedeutung zu. Hier hat die Geräte- und Linerindustrie bereits ihre Hausaufgaben gemacht – allerdings ist das hoch gesteckte Ziel noch nicht ganz erreicht…
Fazit
Selbstverständlich erhält jeder Hersteller bei Swietelsky-Faber weiterhin eine Chance seine Leistungsfähigkeit und sein Qualitätsbewusstsein unter Beweis zu stellen – und dabei muss er bei weitem nicht der billigste Anbieter sein. Doch ergibt sich als Hintergrunderkenntnis der aktuellen Procurementphase 2019 eine allgemeine Beurteilung, dass insbesondere Hersteller mit ausgereiftem Qualitätsbewusstsein preislich im knallharten Wettbewerb sehr gut mithalten können.
Somit ist die Firma SAERTEX multiCom GmbH nun der Hauptlieferant der Swietelsky – Faber GmbH Kanalsanierung mit einem vertraglich vereinbarten Mindestlinervolumen von 10,0 Mio. €. Das multilaterale QM-System zur Qualitätssicherung auf Höchstniveau konnte somit zwischen der Swietelsky-Faber, der SAERTEX multiCom GmbH und dem Prüflabor SBKS neu definiert werden.
Schon Mitte 2019 wird die hausinterne Technikgruppe Ihre Benchmarkanalysen aktualisieren. Die weitere Entwicklung nicht nur dieses Benchmarks, sondern insbesondere das weitere Feintuning der qualitätstechnischen Linerperformance bleibt uns also erhalten und es bleibt mit Sicherheit weiterhin spannend.
Autor:
Dipl.-Ing. Jörg Brunecker
Geschäftsführer
der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung
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