13.12.2017
Modernste Technik und High-Tech-Werkstoffe im Schatten einer jahrhundertealten Festung – kontrastreicher geht es wohl kaum. In Mainz hatte das Sanierungsunternehmen Swietelsky-Faber GmbH die Aufgabe zu bewältigen, insgesamt 800 Meter im verwinkelten Mischwasserkanal des Verteidigungsgrabens der Zitadelle mit Schlauchlinern zu sanieren – unter erhöhtem Zeitdruck und unter den strengen Auflagen des Naturschutzes.
Die Mainzer Zitadelle auf dem Jakobsberg grenzt unmittelbar an die
Mainzer Altstadt. Die historische Wehranlage steht unter Denkmalschutz
und der zugehörige Zitadellengraben ist als geschützter
Landschaftsbestandteil ausgewiesen. Er behütet etwa 450 Tier- und
Pflanzenarten – darunter 66 Arten, die auf der roten Liste stehen.
Sowohl der Naturschutzbund Deutschland (NABU) als auch das Grün- und
Umweltamt der Stadt Mainz kümmern sich darum, dass die gesetzlichen
Auflagen in diesem sensiblen Bereich eingehalten werden.
Innerhalb des schwer zugänglichen Naturschutzgebietes verläuft ein etwa 800 Meter langer Mischwassersammler, der größtenteils aus handgemauerten Eiprofilen der Nennweiten DN 400/600 und DN 614/1000 besteht. Ähnlich verwinkelt wie die Zitadellenmauer selbst verläuft der Mischwasserkanal. Die teilweise sehr engen und flachen Bögen stellten eine echte Herausforderung für die technische Realisierung dar.
Die Vorgabe, dem Naturschutz gerecht zu werden, machte das
Projekt außerordentlich komplex: Eingriffe des Menschen in das Biotop
dürfen gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz zu keiner nachhaltigen Störung
führen (§ 23 Abs. 2 BNatSchG). Die vorrangige Aufgabe bei diesem
sensiblen Eingriff bestand daher aus der Abstimmung zwischen dem Grün-
und Umweltamt, dem Wirtschaftsbetrieb Mainz und der Swietelsky-Faber
GmbH. Und so entstand in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit ein
Sanierungskonzept, das ökologische und ökonomische Aspekte in Einklang
brachte. Thomas Müßig und Matthias Becker, Projektleiter des
Wirtschaftsbetriebes Mainz, sowie Sonja Gärtner vom Grün- und Umweltamt
planten und begleiteten die Sanierung auf Seiten des Auftraggebers und
der Stadt Mainz. Für Swietelsky-Faber GmbH, NL Alzey, leitete Mathias
Werner das Projekt.
Bereits die Vorarbeiten waren aufwändiger als üblich, denn immer wieder mussten die Planungen an die Naturschutzvorgaben angepasst werden: So mussten die Schleppkurven der Arbeitsmaschinen und deren Raumprofile abgesteckt und dokumentiert werden. Zudem wurden provisorische Geländeaufschüttungen geschaffen, da die Zufahrt für die LKW wegen des schützenswerten Baumbestandes zum Teil versperrt war. Um die Bodenverdichtung so gering wie möglich zu halten und die Wurzeln des Baumbestandes nicht zu schädigen, wurden zudem auf rund 2650 Quadratmetern Lastverteilungsplatten verlegt.
An einigen Stellen war das Beschneiden von Bäumen unumgänglich und notwendig. Um den Bedarf an eventuell benötigten Ersatzpflanzungen ermitteln zu können, markierte und fotografierte Sonja Gärtner vom Grün- und Umweltamt alle betroffenen Bäume und Äste und beschrieb sie nach Art und Gattung. Sämtliche Maßnahmen mussten schlussendlich noch von der übergeordneten regionalen Behörde, der Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd, bewilligt werden. Das Genehmigungsverfahren verlief Dank der guten Vorarbeit von Christian Hiß, Wirtschaftsbetrieb Mainz, schnell und reibungslos.
Eine Besonderheit war die Sanierung des sogenannten „Fünfer Profils“. Es handelt sich um ein begehbares Spezialprofil DN 614/1000. Im Zuge der Vorplanung galt es, die Krümmung der jeweiligen Haltung individuell zu berücksichtigen. Für die Niederlassung Alzey der Swietelsky-Faber GmbH – spezialisiert auf GFK-Großprofilsanierungen – bedeutete dies die enge Kontaktpflege zu den Linerherstellern Brandenburger und SAERTEX multiCom. So war es möglich, selbst Haltungen mit engeren Bögen mit Brandenburger-Linern faltenfrei einzubauen. Ein Trassenabschnitt von etwa 70 Metern verlief im stark gekrümmten Kreisbogen um die Zitadellenmauer. Der Einbau erfolgte mit dem Premiumprodukt der SAERTEX multiCom, einem bogengängigen GFK-Liner mit aufkaschierter Innenfolie.
Trotz der erschwerten Rahmenbedingungen konnte der Einbau innerhalb der vorgegebenen Bauzeit realisiert werden. Dies ist vor allem der guten Zusammenarbeit zwischen dem Wirtschaftsbetrieb Mainz und dem Grün- und Umweltamt zu verdanken. Durch die Sanierung des Kanalsystems im Zitadellengraben ist die Leistungsfähigkeit des Kanals wieder gewährleistet. Das Biotop wurde nur kurzzeitig gestört und ist für die kommenden Jahrzehnte bestens gewappnet.
Auftraggeber:
Wirtschaftsbetrieb Mainz
Projektleitung:
Wirtschaftsbetrieb Mainz
Bauausführung
Swietelsky-Faber GmbH, NL Alzey
Hersteller Schlauchliner
Brandenburger Liner GmbH & Co. KG
SAERTEX multiCom GmbH
Hauptstraße 2
D-55483 Schlierschied
Tel.: +49 (0) 67 65 94 93 79 0
Fax: +49 (0) 67 65 94 93 79 90